Energieautarkie
Einige wichtige Schritte in Richtung Selbstversorgung sind nun bereits umgesetzt. Ein ganz wesentlicher und zunehmend bedeutender Teil wird aber die Erzeugung eigener und vor allem umweltschonender Energien sein. Keine neue Erkenntnis… aber wie geht man dieses Thema am besten an? Technologien gibt es bereits zuhauf, teilweise sicherlich noch nicht ganz den Kinderschuhen entwachsen, aber irgendwann muß man ja mal anfangen. Der schwierigste Teil, vom finanziellen Aspekt der Investition mal abgesehen, ist dabei, die für sich selbst passende Energiequelle zu finden.
Als Energiebedarf gibt es die beiden Anforderungen Wärme und Strom. Das Thema Wärme sind wir dabei zuerst angegangen. Selbst ein kleiner Hof wie der unsere ist ja nicht gerade ein Passivhaus. Auch wenn unser Haus 1980 neu errichtet wurde, da der Altbestand nicht mehr zu retten war, und somit immerhin über eine halbwegs moderne Bausubstanz, isolierverglaste Fenster und eine trockene Unterkellerung verfügt, ist der Energiebedarf recht hoch. Glücklicherweise sitzen wir hier an einer halbwegs günstigen und regenerierbaren Energiequelle, nämlich Holz. Das Haus verfügt über einen inzwischen über dreißig Jahre alten Holzkessel, der seinen Dienst vorerst noch ganz passabel erfüllt. Wenn die finanziellen Mittel es zulassen, werden wir diesen sicher gegen einen neueren und effektiveren Kessel ersetzen. Von der Verwendung von Scheitholz werden wir uns aber nicht verabschieden, da dieses hier gut verfügbar ist und wir auf dem Hof ein sogenanntes Holzrecht haben. Wir können bei der Genossenschaft einmal im Jahr sehr günstig Holz ersteigern und auch der eigene Baumbestand wirft immer mal wieder ein paar Festmeter Bau- und Brennholz ab. Pellets würden uns hier wieder in eine Versorgerabhängigkeit drängen und die eigene Herstellung von Hackschnitzeln ist aufwändig und mit teurem Maschineneinsatz verbunden. Optional verfügt unsere Heizanlage noch über einen Ölbrenner, so dass das Haus vorübergehend automatisch und zentral geheizt werden kann, wenn wir mal nicht anwesend sind. Im Grunde genommen wollen wir aber keine fossilen Brennstoffe mehr verwenden. Interessant ist für uns daher, unseren Bedarf an Holz zu reduzieren, denn erstens ist auch Holz ein wertvolles Gut aus der Natur und zweitens ebenfalls zunehmend teurer und arbeitsintensiv, bis es schließlich als Halbmeterscheite verfeuert werden kann. Um die Kosten zu senken haben wir uns in eine Spaltergemeinschaft eingekauft. So steht uns ein für uns ansonsten unerschwinglicher 30 Tonnen Mietspalter zur Verfügung, der über die Zapfwelle unserer Daisy Deutz betrieben wird. Damit lassen sich an einem Tag auch mal 10-20 Festmeter Holz verarbeiten, was mit einem herkömmlichen Gerät für Privathaushalte nicht vorstellbar wäre. Für das Kürzen auf 50cm Scheite haben wir in eine ordentliche Brennholzkappsäge investiert, da gutes Werkzeug hier unverzichtbar ist und Sicherheit vor geht. Die Bilanz des ersten Jahres ist allerdings recht heftig. Unter 30 Kubikmeter Holz kommen wir nicht weg. Das ist sicher nicht unüblich für einen Hof unserer Größe, aber trotzdem entschieden zu viel. 30 Ster Holz der Natur entnehmen, transportieren, auf Meter kürzen, spalten, auf Halbmeter schneiden, lagern und letztendlich verbrennen darf kein Dauerzustand sein.
Wir entschließen uns daher eine weitere Energiequelle in Form von Solarthermie einzubeziehen. An sonnigen Wintertagen und in der Übergangszeit macht sich dies im Holzverbrauch durchaus bemerkbar und über den gesamten Sommer hinweg benötigen wir zur Warmwasserbereitung gar keine zusätzliche Energie zur Sonne. Unser Dach verfügt glücklicherweise über eine perfekte Südausrichtung und der im Zuge dessen installierte Pufferspeicher macht nebenbei auch das Heizen mit Holz wesentlich komfortabler und effektiver. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich dieser Mix so macht. Bisher schätzen wir die Einsparung an Brennholz auf ca. 30%, was schonmal ein guter Schritt nach vorne ist.
Das brisantere Thema ist allerdings die Stromgewinnung, da wir hier noch zu 100% von den Stromversorgern und ihren angegliederten Energiekonzernen abhängig sind, oder besser gesagt… inzwischen waren! Außerdem sagt mir ein Blick auf das politische Weltgeschehen, dass Öl irgendwie eine zu wichtige Rolle spielt, in unserer Zivilisation. Wer, außer uns selbst, sollte daran etwas ändern können?
Ursprünglich gab es hier am Hof eine Wasserturbine, durch die über ein Fallrohr Wasser geleitet wurde, welches etwa 10 Meter oberhalb in der Nähe unserer Heuwiese am Bach gefasst wurde. Leider, leider wurde diese Turbine wohl vor langer Zeit schon entwendet, nachdem der alte Hof nicht mehr bewirtschaftet wurde. Das damit verbundene Wasserentnahmerecht ist wohl beim Besitzerwechsel und Neubau 1980 verloren gegangen (worden?). Wasserkraft wird daher wohl ein schwieriges Thema, da hier die rechtliche Lage der Wasserentnahme unklar ist und der Aufwand eine neue Turbine zu installieren recht hoch sein dürfte. Für eine Turbine ohne größere Fallhöhe führt der Bach zu wenig Wasser. Dieses Thema verlieren wir zwar nicht endgültig aus den Augen, kümmern uns aber später darum. Wind wäre auch eine Möglichkeit, aufgrund der geografisch ungünstigen Lage dürfte die Effizenz aber recht gering ausfallen. Die Windgeschwindigkeiten sind hier im Hügelland mit wechselnder Vegetation einfach zu gering und eine Windanlage müßte derart dimensioniert werden, dass auch hier wieder ein Genehmigungsverfahren und Hickhack mit der Gemeinde und den Behörden vorprogrammiert wäre.
Wir entscheiden uns daher auch hier wieder für das naheliegendste, nämlich die Kraft der Sonne. Was wir nicht wollen ist eine herkömmliche, netzgekoppelte Photovoltaikanlage. Diese ist zwar auch ein Schritt in Richtung ökologischer Stromgewinnung und Kosteneinsparung, unabhängig macht sie einen aber nicht, denn sie ist für den Betrieb auf ein funktionierendes Netz eines Stromversorgers angewiesen. Kein Netz, kein Strom, selbst wenn das gesamte Dach mit Modulen vollgeklatscht ist. Sinnvoll erscheint uns daher nur eine netzgekoppelte Inselanlage mit Batteriespeicher und automatischer Umschaltung auf Notstromversorgung, falls die Batteriekapazität erschöpft ist. Erstens, weil wir hier am Ende der Strippe schon mehrfach Stromausfälle hatten und zweitens schonmal aus Prinzip . Wir wollen uns selbst versorgen können, ganz ohne Abhängigkeiten. Ganz nebenbei ist eine solche Anlage auch noch wesentlich effektiver, weil die Nachtversorgung über die Pufferbatterien erfolgt. Unseren Plan A, uns eine einfache Inselanlage einfach selbst aufs Dach zu montieren, verwerfen wir relativ schnell wieder. Einspeisevergütung war für uns zwar kein vorrangiges Thema, denn wir wollten das machen, weil wir es für richtig halten, wir hätten uns aber ganz gerne den typisch deutschen Verwaltungsakt und die zunehmende Bevormundung bei der Nutzung des eigenen Stroms erspart, den eine netzgekoppelte Anlage so mit sich bringt. Die aktuelle politische Entwicklung zeigt ja auch, dass man sich im privaten Bereich lieber nicht so sehr auf eine Refinanzierung durch die Netzeinspeisung verlassen sollte. Wenn erst genug PV Kühe auf der Weide stehen, wird der Gesetzgeber schon noch mit dem Melken beginnen. Um´s kurz zu machen… in Deutschland ist eine reine Insellösung aus unserer Sicht kaum möglich. Letzten Endes entscheiden wir uns also für ein auf unsere Bedürfnisse maßgeschneidertes Komplettpaket des Marktführers “sma”. Um auch bei geringer Sonneneinstrahlung im Winter noch ausreichend Strom zu erzeugen, legen wir die Modulkapazität relativ großzügig auf 12 kw/h aus. Die zu erwartende CO2 Einsparung liegt damit immerhin bei veranschlagten 8 Tonnen im Jahr. Drei sma Sunny Boy Wechselrichter stellen uns den Strom in haushaltsüblichen 230V Wechselstrom zur Verfügung. Als Speicher dient ein Akkublock von Hoppecke. Das Batteriemanagement kommt in Form eines Sunny Island wieder aus dem Hause sma. Das ganze wird vom Sunny Home Manager überwacht und gesteuert. So ist es beispielsweise möglich, große Verbraucher wie Waschmaschine, Spülmaschine, Trockner, etc. über Remote-Steckdosen automatisch starten zu lassen, wenn ausreichend Sonnenstrom vorhanden ist. Waschmaschine und Spülmaschine einräumen und starten, Steckdose manuell oder übers www. auf Remote schalten und die Anlage entscheidet unter Berücksichtigung der Wettervorhersage, wann es sinnvoll ist die Maschinen zu starten. Eine feine Sache…
Die Anlage läuft jetzt seit einem viertel Jahr und seitdem der Akkublock in Betrieb ist, haben wir quasi keinen Strom mehr gekauft, dafür aber einiges ins öffentliche Netz eingespeist. Ob die Anlage ausreichend dimensioniert ist, wird aber der Winter zeigen, wenn die Tage kurz, die Sonnenstunden spärlich und die Verbräuche hoch sind. Ganz ohne Zukauf an Strom werden wir nicht auskommen, aber eine Reduzierung im Herbst/Winter um 50% wären sicher über die Einspeisung im Sommer finanziell abgedeckt und bei Stromausfall ist es beruhigend zu wissen, dass unser Sunny Island noch ein bisschen Strom aus den Hoppeckes schaufeln kann. Wir werden über unsere Erfahrungen berichten, wenn der erste Winter vorbei ist.
Außenküche mit Brotbackofen

Das Verarbeiten der Ernte zu lagerfähigen Vorräten ist zeitaufwändig. Es ist also zu erwarten, dass wir einige Zeit in der Küche verbringen werden, um Früchte und Gemüse einzukochen und unsere Wintervorräte anzulegen. Wir haben natürlich eine Küche im Haus, ganz herkömmlich, mit den üblichen Elektrogeräten. Unser Ziel ist es aber möglichst unabhängig vom Strom zu werden, damit wir mit der Energie, die wir irgendwann mal selbst erzeugen wollen (Artikel folgt), auskommen und keinen “unsauberen” Strom mehr zukaufen müssen. Der erste Schritt dazu ist, dass wir einen schönen alten Wamsler Holzherd in unserer Küche aufstellen. Das Kochen auf dem knisternden Wamsler ist eine feine Sache. Brennholz fällt bei uns ohnehin an, da wir auch das Haus mit einer Holzzentralheizung wärmen und unser kleines Wäldchen Astholz in ausreichender Menge zum Kochen abwirft. Im Winter erwärmt der Holzherd zusätzlich das Erdgeschoß, da unsere Aufenthaltsräume inklusive Küche alle offen sind. Aber es gibt ja auch noch den Sommer….
Schwimmteich

Es ist der September 2011 und wir planen einen Schwimmteich. Nachdem der Bagger etliche Löcher hinterlassen hat, als wir den ganzen verbuddelten Sondermüll auf unsere Kosten abtransportiert haben, gefällt uns eines der Löcher, eine Stelle besonders gut. Zudem stand und hielt sich dort immer schon das Wasser nach dem Regen.
Ziegenstall & Futterwagen

Ziegen… Ja, wie kamen wir überhaupt auf die Idee, uns Ziegen auf den Hof zu holen…?
Der Plan war, in Zukunft so wenig Maschineneinsatz wie möglich auf dem Hof zu haben. Da sind doch Ziegen wunderbare Landschaftspfleger und Rasenmäher …oder?
Nachdem wir für unseren Hanomag AL 28 ReiseLKW, einen 2. LKW als Ersatzteillager gekauft haben, “schlachten” wir diesem seine Wohnkabine vom Rahmen, bauen den LKW Koffer für die Ziegen mit Etagenbetten aus und malen ihn innen natürlich bunt an…
Gewölbe-Erdkeller

Was tun, wenn man unabhängig werden will, von Strom und fossilen Brennstoffen, gleichzeitig aber große Mengen an verderblichen Gütern lagern will? Natürlich das, was alle getan haben, die verderbliche Güter lagern wollten, bevor es Strom und fossile Brennstoffe gab. Wir bauen einen Lagerkeller. Kühl und gleichmässig temperiert, sommers wie winters, eben wie ein paar Meter tief in der Erde. Und den richtigen Mann dafür haben wir auch schon an der Hand.
Gewächshaus

Endlich soll es einen Schritt weitergehen, mit unserer Autarkie. Nachdem unsere Pferde unter Dach und Fach sind und der Permagarten seinen ersten Spatenstich hinter sich hat, beschließen wir, uns dem Bau des Gewächshauses zu widmen. Unsere Vorstellung ist eine ganz einfache und kostengünstige Version aus alten Fenstern, die wir irgendwie kunstvoll zu einem Anlehnhaus zusammenfrickeln. Darunter sollte ein kleines Streifenfundament ausreichen, wird ja nicht so üppig, das Ganze…
So weit der Plan.
Stallausbau

Unser Plan ein freies und vor allem unabhängiges Leben zu leben bekommt gleich mal nen listigen Seitenhieb Ursprünglich wollten wir keine Tiere, die uns zu sehr an den Hof binden, da wir auch gerne und vor allem spontan die Welt erkunden. Hund, Pferd und Kuh waren also tabu. Doch dann lernen wir den wirklich netten Bauern Georg kennen, der die an unser Grundstück angrenzenden Weiden bewirtschaftet. Die Familie fährt bereits seit Generationen Gespann und rückt mit ihren Kaltblutpferden Holz und so erfreuen wir uns täglich am Anblick der drei massigen Pferdedamen, samt ihrer 2 kleinen Hengstfohlen, die frech über den Zaun zu uns rüber linsen. Um so schockierter sind wir, als er uns mitteilt, dass die beiden kleinen Buben demnächst auf den Fohlenmarkt kommen. Das Schicksal der beiden ist ungewiss, die Wahrscheinlichkeit, dass sie als Schlachtfohlen enden aber alles andere als gering. Was nun…?
Permakulturgarten

Ein wichtiger Bestandteil unseres autarken Lebens spielt natürlich der Anbau unserer Lebensmittel. Eine gesunde Vielfalt soll es werden, selbstverständlich rein biologisch, ohne Chemie und Gift. Darüber hinaus wollen wir nach den Prinzipien der Permakultur wirtschaften, so dass aus dem sonst üblichen Kampf gegen die Natur ein harmonisches Miteinander wird. Nicht Gewinnmaximierung durch Monokultur steht hier im Vordergrund, sondern Vitalität und Ausfallsicherheit durch Vielfalt. Dies geht nur, wenn man der Natur Raum zugesteht und indem man den erwünschten Pflanzen das Umfeld gibt, das sie bevorzugen, in der Gesellschaft an Beipflanzen bei denen sie sich wohl fühlen.
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